25.01.2023 16:40

Meditieren lernen - Vergiss diese drei Irrtümer über das Meditieren

Hast du schon einmal versucht zu meditieren?

Und damit meine ich keine geführte Meditation mit einer App sondern eine Meditation, bei der du in die Stille gehst.

Vielleicht hast du dir gleich gedacht „Das kann ich nicht“ oder du hast es ausprobiert und hast frustriert aufgegeben.

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Für Meditations-Anfänger stellt eine Stillemeditation oft eine große Herausforderung dar, weil wir es einfach nicht gewohnt sind, für eine Zeit still zu sitzen und uns auf uns selbst zu konzentrieren.

Die Gedanken routieren in deinem Kopf, dir fallen tausend Dinge ein, die noch erledigen musst oder nicht vergessen darfst. Deine Beine tun weh im Schneidersitz und du öffnest ständig deine Augen, um auf die Uhr zu sehen.

Dabei kann gerade eine Stille- oder  Atemmeditation eine große Bereicherung für dein Leben sein, denn durch die Konzentration auf dich selbst und dein Innerstes kommst du wieder in Kontakt zu dir selbst. Du kannst dich bzw dein Innerstes, deine innere Führung wieder hören, sehen und erfahren. Du ruhst mit der Zeit in dir und deiner Mitte und die Stürme im Aussen interessieren dich nur noch marginal.


Warum fällt es so schwer mit dem Meditieren zu beginnen und dran zu bleiben?

Meiner Meinung nach gibt es drei große Hindernisse bzw Irrtümer, die Meditations-Anfänger oftmals frustriert wieder aufhören oder erst gar nicht beginnen lassen.

1. Ich muss beim Meditieren eine bestimmte Sitz- und Handhaltung einnehmen

2. Ich muss eine Stunde meditieren, um eine Wirkung zu erzielen

3. Während der Meditation darf ich nichts denken

 

1. Die Sitz- und Handhaltung

Erst gestern hat mir eine Teilnehmerin in einem meiner Meditationskurse gesagt, sie hätte ein Video gesehen, in dem ein Zenmeister gesagt hat, wer im Schneidersitz meditiert, kann es gleich sein lassen, weil die Hüften immer über den Knien sein müssten. Begründung war irgendwas mit dem Energiefluss.

Wenn ich sowas höre, werde ich echt sauer. Wenn das für die Zenschule, die dieser Meister vertritt, so ist, dann bitte. Das hat aber gar nichts mit dem Meditieren an sich zu tun.

Genau solche Aussagen halten die Menschen vom Meditieren ab.

Also vergiss alles, was dir irgendjemand über die richtige Sitzhaltung erzählt hat und noch erzählen wird. Nicht jeder kann im Schneidersitz meditieren, geschweige denn im Lotossitz (so wie die Yogis beim Meditieren immer abgebildet werden), auch der Fersensitz ist nicht für jeden etwas.

Meditationssitzhaltung LotossitzMeditationssitzhaltung Fersensitz

Meditieren soll mühelos sein. Und das kann es nicht, wenn du immer mit deinem Körper beschäftigt bist (außer du machst eine Meditation, bei der du durch deinen Körper wanderst). Dann kannst du dich nämlich nicht auf deine Meditationstechnik konzentrieren (Atembeobachtung, Mantra usw.).

Also wähle eine Sitzposition, die bequem ist. Nur aufrecht sollte deine Sitzhaltung sein, damit dein Atem und die Energie frei fließen können.

Ob du im Schneider-, Fersen- oder sonstigem klassischen Meditationssitz meditierst oder auf dem Stuhl, einem Sessel, dem Sofa oder in deinem Bett, ist vollkommen egal.

Du kannst sogar im Liegen meditieren. Und da hör ich schon viele Meditationslehrer aufschreien „Im Liegen meditieren geht gar nicht“. Doch, es geht! Es ist wie alles eine Typsache. Wenn dein Körper Liegen nicht mit Schlafen assoziiert, dann kannst im Liegen meditieren. Mein Körper z.B. verbindet Liegen mit Schlafen, d.h. ich schlafe innerhalb von zwei, drei Minuten ein. Da ist nix mehr mit Meditieren. Deshalb meditiere ich im Sitzen.

Für die Handhaltung beim Meditieren gilt das gleiche wie für die Sitzhaltung. Es gibt nichts, was du tun musst. Alles darf, nichts muss!

Viele empfehlen mit Mudras (sanfte Fingerübungen bzw. symbolische Handgesten wie z.B. Namasté, die gefalteten Hände vor der Brust) zu meditieren. Ja, Mudras können dir helfen, dich zu zentrieren und zur Ruhe zu kommen. Aber nur, wenn es dir keine Mühe macht, sie zu halten.Meditationshaltung Jnana-Mudra

Ich finde es z.B. total anstrengend im Jnana-Mudra zu meditieren. Ich lege meine Hände meist locker auf den Oberschenkeln ab. Und auch hier ist es egal, ob die Handflächen nach ober oder unten zeigen.

Wenn du gerne mit Mudras  meditierst, dann tu es. Wenn sie dich anstrengen, dann lass es.

Fazit:

Die Sitzposition beim Meditieren sollte aufrecht und entspannt sein. Wie das genau für dich aussieht, bleibt vollkommen dir überlassen.

Wähle die Handhaltung, die für dich am bequemsten ist, so dass deine Meditation mühelos sein kann.

 

2. Die Meditationsdauer

Stell dir vor, du lernst ein Instrument, z.B. Klavier. Wie lernst du das am schnellsten und effektivsten? Wenn du einmal pro Woche eine Stunde übst? Oder jeden Tag zehn Minuten?

Du wirst mir wahrscheinlich zustimmen, dass zehn Minuten pro Tag eine größere Wirkung haben als eine Stunde pro Woche.

So ist es auch beim Meditieren. Du musst keine Stunde pro Tag meditieren, es reichen schon 10 bis 15 Minuten pro Tag, um eine positive Wirkung auf Körper und Geist zu erzielen.

Also stress dich nicht mit irgendwelchen Zeitvorgaben. Fang einfach mal mit 10 Minuten an. Und wenn dir das schon zu lange ist, nimm 5 Minuten. Du wirst sehen, mit der Zeit, fällt es dir leichter, länger zu meditieren.

Stell dir einen Wecker oder lad dir eine MeditationsApp herunter, bei der du die Zeit einstellen kannst. Und wenn deine vorgegebene Zeit abgelaufen ist und du Lust hast weiter zu meditieren, dann tu es.

Und vergiß das „man meditiert am besten bei Sonnenaufgang oder -untergang“. Wähl die Zeit des Tages, die für dich am besten passt. Und wenn das bei Sonnenaufgang ist, ist es auch gut.

Fazit:

Fang langsam mit fünf bis zehn Minuten an und wähle eine für dich passende Tageszeit. Das kann auch immer eine andere sein. Du musst nicht immer zur gleichen Tageszeit meditieren, wenn das für dich nicht passt.


3. NICHTS  DENKEN

Das ist wohl der Irrtum, der die meisten Menschen vom Meditieren abhält bzw. der sie frustriert wieder aufgeben lässt.

Du kannst nicht NICHTS DENKEN. Unser Verstand wird von klein auf trainiert, weil wir in einer sehr verstandesorientierten Welt leben. Und weil wir gelernt haben, uns über unsere Gedanken zu definieren.

Du denkst bis zu 300 Gedanken pro Minute.

Und das sollst du von jetzt auf gleich beim Meditieren abstellen? Das funktioniert nicht und Ziel der Meditation ist auch nicht, Nichts zu denken.

Ziel der Meditation ist es, deinem Gedankenstrom keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken und dadurch zu erfahren, dass du nicht deine Gedanken bist.

Bestimmt hast du schon mal gehört, du sollst deine Gedanken wie Wolken vorbeiziehen lassen.

Aber wie funktioniert das denn konkret?

Ich verwende in meinen Kursen immer das Bild vom Karussell.Gedankenkarussell beim Meditieren

Stell dir deine Gedanken wie ein Karussell vor mit Pferden, Elefanten, Kutschen usw. Das Karussell dreht sich und zeigt dir immer wieder neue Tiere oder Fahrzeuge, die deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und dich auffordern einzusteigen und mitzufahren.

Die Kunst besteht darin, dieser Aufforderung zu widerstehen.

Deine Gedanken sind wie die verschiedenen Tiere oder Fahrzeuge auf dem Karussell. Sie möchten deine Aufmerksamkeit und sie möchten, dass du einsteigst.

Während der Meditation sieht das dann so aus.

Du meditierst und der Gedanke „was koche ich denn heute zu Mittag?“ kommt um die Ecke. Wenn du jetzt auf diese Frage einsteigst, dann ploppen immer mehr Gedanken auf.

„Ah, ich könnte heute Nudeln mit Gemüsesoße kochen. Aber ich hab nicht genügend Gemüse da. Müsste ich noch einkaufen. Ich hab aber gar keine Zeit, heute einzukaufen. Vielleicht koche ich doch was anderes, aber was?. Ah, Moment, mein Mann könnte einkaufen gehen auf dem Weg nach Hause. Oder ich verbinde das damit, wenn ich meine Tochter zum Flötenunterricht bringe und warte. Aber da bin ich ja eigentlich mit Lisa zu einer Tasse Kaffee verabredet. Mist und die Präsentation für morgen muss ich auch noch fertig machen... usw. usw.“

Du verstehst, was ich meine. Du kommst vom Hundertsten ins Tausendste.

Der Trick ist, diesen Gedanken „was koche ich denn heute zu Mittag?“ kurz wahrzunehmen, weiterziehen zu lassen und dich wieder deiner Meditationstechnik (Atem, Mantra) zu widmen.

Und das machst du immer wieder, wenn ein Gedanke kommt.

Du wirst sehen, das wird immer besser, bis du den Gedankenstrom nur noch wahrnimmst, ihm aber keine Beachtung mehr schenkst. Und mit der Zeit wirst du dich auch nicht mehr über deine Gedanken definieren, denn du bist so viel mehr als deine Gedanken.

Fazit:

NICHTS DENKEN, funktioniert nicht. Nimm deine auftauchenden Gedanken kurz wahr,  widerstehe dem Angebot, dich von ihnen in dein Gedankenkarussell ziehen zu lassen, und kehre wieder zu deiner Meditationstechnik zurück. Wie ein Kleinkind das Laufen lernt, hinfällt, aufsteht und weiterläuft.

 

Wie fang ich denn jetzt konkret an, wenn ich Meditieren lernen möchte?

1. Du kannst nichts falsch machen. Und sei liebevoll zu dir, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt.

2. Wähle eine für dich bequeme Sitz- und Handhaltung

3. Wähle eine für dich passende Tageszeit. Mach dir zur Gewohnheit, dir gleich am Morgen einen Meditationszeitpunkt für diesen Tag auszuwählen.

4. Fang langsam an, also mit fünf bis zehn Minuten.

5. Widerstehe dem Wunsch, während der Meditation auf dein Gedankenkarussell aufzuspringen.

6. Genieße die Zeit, die du dir während der Meditation schenkst.


Probier es einfach mal aus. Und wenn du das Meditieren gerne mit Anleitung lernen möchtest, komm einfach in einen meiner Kurse. Ich freu mich auf dich!

Sei gut zu dir

Birgit